Mehr für Frauengesundheit, weniger Fachkräftemangel?
Im Fokus: Buzzwords aus der New Work Welt
Können gezielte Maßnahmen in Unternehmen und ein besseres Verständnis von Frauengesundheit wirklich ein nachhaltiges Mittel gegen den Fachkräftemangel sein? Auf diese Frage hat uns die Folge „Für Frauengesundheit sensibilisieren und unterstützen“ des Haufe-Podcasts „neues lernen“ aufmerksam gemacht. Da das ein wirklich spannender Aspekt ist, möchten wir den aktuellen Artikel unserer „Im Fokus“-Serie diesem Thema widmen.
Ein paar spannende Zahlen zum Fachkräftemangel, zur Menstruation und zur Menopause
Fachkräftemangel, Fachkräftelücke, Fachkräfteengpass – für das Problem unbesetzter Stellen in vielen Branchen gibt es viele Bezeichnungen. Doch egal, wie man es nennen mag, Fakt ist, dass sich diese Problematik in den kommenden Jahren noch deutlich verschärfen wird. Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) könnten bereits 2028 voraussichtlich 768.000 Stellen nicht mit ausreichend qualifizierten Fachkräften besetzt werden. Ein Hauptgrund hierfür ist der demografische Wandel, denn in den nächsten Jahren werden viele Arbeitnehmende in den Ruhestand gehen.
Werfen wir noch ein paar weitere spannende Zahlen mit in den Ring. Während ihres Lebens erfahren alle Frauen von der Menstruation bis zur Menopause verschiedene Lebensphasen, die biologische Veränderungen und hormonelle Umstellungen mit sich bringen, und die sich natürlich auch am Arbeitsplatz auswirken können. Beschwerden im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus können nicht nur die Produktivität während der Arbeit beeinträchtigen, sondern auch zu Fehlzeiten führen. Einer amerikanischen Studie* zufolge gab die Mehrheit der Teilnehmerinnen an, dass ihr Zyklus moderate bis starke Auswirkungen auf ihre Produktivität am Arbeitsplatz habe, wobei fast die Hälfe der Frauen Fehlzeiten meldeten. Und laut einem Report über die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Menopause** gaben zwei Drittel der Frauen an, dass die Symptome der Menopause ihre Lebensqualität beeinträchtigen würden. Das ist vor allem dahingehend spannend, wenn man bedenkt, dass Schätzungen zufolge mehr als 80 Prozent der Frauen in Deutschland während der Menopause erwerbstätig sind. Doch für viele Frauen ist die Menopause im Arbeitskontext ein belastendes Thema. Das belegen auch folgende Zahlen der Meno-Report Befragung von 2023: während fast ein Viertel der befragten Frauen ihre Stunden aufgrund von Wechseljahrbeschwerden reduziert haben, gaben fast ein Fünftel der befragten Frauen an, sich zu überlegen, aufgrund der Wechseljahrbeschwerden sogar früher in den Ruhestand zu gehen.
Nimmt man nun all diese Fakten und Zahlen zusammen, stellt sich unweigerlich die Frage, wie und mit welchen Maßnahmen Unternehmen Frauen während der Menstruation oder der Menopause unterstützen können, um das zu verhindern.
Sensibilisieren, Bewusstsein schaffen, unterstützen
Ein zentraler Punkt vorab: wirksame Maßnahmen müssen nicht viel kosten. Zunächst sollte das Thema bei Führungskräften und Multiplikatoren sichtbar gemacht werden – durch Sensibilisierung, Aufklärung und offenen Austausch. Hierfür eigenen sich Impuls- und Austauschformate, Info-Veranstaltungen, Workshops oder Projektgruppen. Anschließend und ergänzend können Unternehmen konkrete Maßnahmen zur Unterstützung etablieren, wie zum Beispiel eine Flexibilisierung der Home-Office-Regelung oder der Pausengestaltung, die Bereitstellung eines Ruheraums oder anderen Rückzugsorten sowie die Einführung von Beratungsformaten, Stressbewältigungsprogrammen, Sport- oder Entspannungsangeboten. Damit solche Angebote Wirkung zeigen, braucht es allen voran eine Kultur psychologischer Sicherheit, also ein Arbeitsumfeld, in dem Themen wie Zyklusbeschwerden oder hormonelle Schwankungen ohne Scham oder Angst vor Stigmatisierung angesprochen werden können – auch in gemischten oder männlich geprägten Teams.
Darüber hinaus ist es jedoch auch wichtig, aufzuzeigen, warum es überhaupt sinnvoll ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wenn Unternehmen dafür sorgen, dass sich Frauen am Arbeitsplatz wohlfühlen und gesundheitlich unterstützt werden, steigern sie nicht nur Motivation und Leistungsfähigkeit, sondern auch ihre eigene Attraktivität im Wettbewerb um Fachkräfte. Und auch wenn das allein den demografisch bedingten Fachkräftemangel nicht lösen kann, leistet es dennoch einen wertvollen Beitrag zur Entlastung des Arbeitsmarkts. Denn die Themen Menstruation und Menopause betreffen die Hälfte der Bevölkerung über Jahrzehnte hinweg – und wurden dennoch viel zu lange ignoriert. Es ist an der Zeit, Frauengesundheit sichtbar zu machen und fest auf die Agenda der Arbeitswelt zu setzen.
Und was ist mit Männergesundheit?
Die ist natürlich auch wichtig – gerade auch wenn es um das Thema Krebsvorsorge geht. Auch hierfür können und sollten Unternehmen sensibilisieren, Bewusstsein schaffen und unterstützen, denn laut einer Befragung der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit gehen nämlich nur 22 Prozent der Männer zur Krebsvorsorgeuntersuchung.
Dass es allgemein wichtig ist, Mitarbeitende jeden Geschlechts daran zu erinnern, wie wichtig Vorsorge ist, zeigt zum Beispiel Krones. Nach einer internen Kampagne zum Thema Brustkrebs 2023 fuhr das Unternehmen 2024 auch eine Kampagne zu den Themen Vorsorge für Hoden- und Prostatakrebs. Mit verschiedenen Aktionen wie einem dreiteiligen Newsletter, einem Webinar zur Prävention, Früherkennung und Behandlung von Prostatakrebs und einem Vortrag der Profi-Handballspieler und Zwillinge Michael und Uli Roth haben sie über Hoden- und Prostatakrebs aufgeklärt und die Wichtigkeit von Vorsorge thematisiert.
Männergesundheit ist aber mehr als Krebsvorsorge. Deshalb die Frage an die Männer unter unseren Lesenden: Welche Themen Euch in Sachen Gesundheit oder Awareness noch beschäftigen?
*Digit Health Studie. Menstrual cycle-associated symptoms and workplace productivity in US employees: A cross-sectional survey of users of the Flo mobile phone app. 2022.
** The Health and Economic Impacts of Menopause. Policies and Investments to Advance Care, Opportunity, and Equity. A Special Report from FP Analytics, with support from Bayer. 2023.
Quellen:
https://www.haufe.de/personal/neues-lernen/podcast-neues-lernen-frauengesundheit_589614_663050.html
https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Footer/Top-Produkte/Fachkraefteengpassanalyse-Nav.html
https://www.welt.de/wirtschaft/article256398006/IW-Studie-Fachkraefteluecke-wird-rasant-wachsen-768-000-Stellen-betroffen.html
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9761221/
https://impactsofmenopause.com/bayer-fpa/case-study-germany/
https://impactsofmenopause.com/
https://www.stmgp.bayern.de/meine-themen/fuer-frauen/wechseljahre/
https://gender-works.giz.de/lets-talk-about-periodswork/
https://www.krones.com/de/unternehmen/presse/magazine/backstage/hauptsache-mann-ist-gesund.php
