Arbeiten, wenn wir ausgeschlafen sind
Stichwort: Chronoworking
Schon seit über 30 Jahren regelt das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) die Arbeitszeitgestaltung in Deutschland. Darin heißt es unter anderem, dass die tägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer acht Stunden nicht überschreiten darf. Da dieses Gesetz jedoch zunehmend nicht mehr als zeitgemäß betrachtet wird, hat der Bundestag vergangenes Jahr einen Gesetzentwurf zur Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes beraten. Ziel soll unter anderem sein, moderne Arbeitsformen und neue Arbeitszeitmodelle zu ermöglichen.

Von Eulen und Lerchen
Ein aktuell immer wieder diskutiertes Arbeitszeitmodell ist das sogenannte Chronoworking, was im Grunde nichts anderes bedeutet, als nach dem eigenen Biorhythmus zu arbeiten. Denn Menschen besitzen unterschiedliche Chronotypen: während die einen vor allem morgens leistungsfähig sind – die sogenannten Lerchen –, performen andere vor allem abends – die Eulen. Folglich sollten die Arbeitszeiten an diese individuellen Biorhythmen angepasst werden. Oder, um es noch deutlicher auf den Punkt zu bringen: Erst ausschlafen, dann arbeiten. Und dann effizienter und gesünder. Denn durch individuell angepasste Arbeitszeiten würde nicht nur die Schlafqualität und das allgemeine Wohlbefinden gesteigert, sondern auch Stress reduziert werden. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Arbeitsleistung aus – etwa durch mehr Motivation, Konzentration und Effizienz – und kann zudem gesundheitlichen Risiken entgegenwirken, die nachweislich mit chronischem Schlafmangel in Verbindung stehen.
Und in der Praxis?
Was in der Theorie erstmal simpel klingt, stößt in der Praxis jedoch oft auf Hindernisse. So gibt es Branchen, in denen flexible Arbeitszeiten schwer umsetzbar sind, wie beispielsweise in der Gastronomie, in der Produktion oder im Gesundheitswesen. Aber auch in Branchen, in denen flexible Arbeitszeiten besser machbar sind, gibt es die Befürchtung, dass die Zusammenarbeit innerhalb und zwischen Teams darunter leiden könne, wenn jeder erst dann arbeitet, wenn es sein Biorhythmus vorsieht. Nichtsdestotrotz gibt es bereits Unternehmen, die das Chronoworking Modell nicht nur schon seit Jahren testen, sondern auch davon überzeugt sind, so zum Beispiel der australische Software-Entwickler Atlassian oder das US-amerikanische Unternehmen Bandwidth. In Deutschland hat die Klinik Wartenberg beispielsweise die Chronotypen ihrer Mitarbeitenden analysiert, um Schichtpläne entsprechend anzupassen. Das Ergebnis: weniger Tagesmüdigkeit, mehr geistige Fitness. Grundsätzlich kann also gesagt werden, dass Chronoworking funktionieren kann, wenn Kommunikation, Respekt, Vertrauen und Zusammenhalt Grundwerte im Team sind.
Chronoworking gegen Fachkräftemangel?
Obwohl es beim Gesetzentwurf zur Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes bislang bei dem bleibt, was der Name schon sagt – einem Entwurf – ist es wichtig, über moderne Arbeitsformen und neue Arbeitszeitmodelle zu sprechen, vor allem auch mit Hinblick auf den zunehmenden Fachkräftemangel. Denn hier könnten Modelle wie Chronoworking helfen, Talente anzuziehen, die flexibel nach dem eigenen Biorhythmus arbeiten wollen.
Quelle: https://finanzielle.de/chronoworking-ist-das-die-zukunft-der-arbeit/