14.11.2025

„Technik ist nicht gleich Technik und Handwerk ist nicht gleich Handwerk“

Interview-Serie People&Culture bei der Messe Karlsruhe: Technische Projektleiterin Luisa Seefried

In Deutschland sind laut einer aktuellen Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nur 16,4 Prozent aller Beschäftigten in MINT-Berufen weiblich. Im Vergleich zu früheren Jahren ist die Zahl zwar etwas gestiegen, aber immer noch sehr niedrig. Frauen sind in MINT-Berufen nach wie vor stark unterrepräsentiert. Unsere Kollegin Luisa Seefried hat vor anderthalb Jahren den Wechsel von der Projektmanagerin zur Technischen Projektleitung (TPL) gewagt. Wir haben sie gefragt, warum nach wie vor wenige Frauen technischen oder naturwissenschaftlichen Berufen nachgehen, was sie an ihrem Job liebt und wie ihre Erfahrungen als einzige weibliche TPL in einem männlichen Team.

Luisa, was genau ist eine TPL, was sind Deine Aufgaben?

Luisa Seefried: Das Aufgabengebiet der Technischen Projektleitung ist wirklich breit gefächert. Das beginnt natürlich mit der Planung und Steuerung der technischen Gewerke. Wir sind für die Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften zuständig, für die Abstimmung mit den Behörden, aber auch für die Gestaltung und Planung der Veranstaltung, beispielsweise von Foren und Sonderschauen. Ich betreue bei den Eigenveranstaltungen die Nutzfahrzeugmesse NUFAM und gemeinsam mit einem Kollegen auch die Kunstmesse art karlsruhe sowie Gastveranstaltungen. An der Technischen Projektleitung reizt mich vor allem der ganzheitliche Überblick, den man in dieser Position stets haben muss.

Du hast ursprünglich als Projektmanagerin bei der NUFAM angefangen. Das ist zwar eine Messe, die bereits sehr industriell orientiert ist, aber dennoch ist der Unterschied zwischen einer Projektmanagerin, die Aussteller akquiriert, die Messe aufplant oder das Programm festzurrt und einer Technischen Projektleitung immens. Wie kam es bei dir zu diesem Wechsel?

Luisa Seefried: Mir haben die Arbeit und meine Aufgaben im Projektteam wirklich sehr viel Spaß gemacht. Trotzdem hat mich immer auch die weitergehende technische Planung interessiert: was dahintersteckt, um eine Veranstaltung aus technischer Sicht erfolgreich und auch sicher auf die Beine zu stellen. In diese Richtung wollte ich mich weiterentwickeln. Ich habe Businessmanagement mit der Spezialisierung auf Eventmanagement studiert, dabei war die Veranstaltungstechnik auch ein Bestandteil. Dennoch gab es für mich viel Neues zu lernen und ich wusste, dass dies auch eine Herausforderung ist.

Ich habe mir vor meiner Bewerbung viele Gedanken gemacht und auch Erfahrungswerte eingeholt und wusste dann ziemlich schnell: Das will ich! Zudem bin ich auch vom Charakter her ein Mensch, der Herausforderungen liebt und immer Gas gibt. Im Februar 2024 habe ich dann meine neue Stelle angetreten.

Du bist die einzige weibliche technische Projektleitung im Team. Die klassische Frage: Wie fühlt sich das an? Und: War das überhaupt ein Thema?

Luisa Seefried: Das Arbeiten in überwiegend männlichen Branchen war mir schon durch die sechs Jahre bei der NUFAM vertraut, und – um ehrlich zu sein – war das für mich überhaupt nicht maßgeblich, ob ich nun eher männliche oder weibliche Kollegen habe, denn die Hauptsache ist für mich, dass man gut miteinander arbeitet.

Dass es recht wenige Frauen gibt, die technischen oder naturwissenschaftlichen Berufen nachgehen, spiegelt sich ja auch gesamtgesellschaftlich wider. Woran könnte das Deiner Meinung nach liegen?

Luisa Seefried: Ich denke, dass es wichtig ist, Mädchen und Frauen zu vermitteln, was hinter diesen sogenannten MINT-Berufen steckt. Natürlich denkt man an Technik und Naturwissenschaften, aber was für eine Vielfalt an Berufen es in diesem Bereich gibt oder welche Tätigkeiten sich konkret hinter einem Berufsbild verbergen, das ist, glaube ich, manchen Frauen gar nicht so bewusst – und dann ist die Hemmschwelle größer, als sie eigentlich sein müsste.

Das heißt im Umkehrschluss, es bräuchte mehr Aufklärung?

Luisa Seefried: Ich kann mich noch gut an den Girls Day zu Schulzeiten erinnern, um einen Tag lang in Berufe reinzuschnuppern, in denen der Frauenanteil eher gering ist. Ich glaube aber, dass es genauso wichtig ist, dass Kinder in der Schule ganz allgemein mehr in Kontakt mit solchen Berufsbildern kommen und das ganze Spektrum an MINT kennenlernen. Denn Technik ist nicht gleich die eine Technik und Handwerk ist nicht gleich das eine Handwerk. Da gibt es eine unendliche Vielfalt.

Ich konnte mich zum Beispiel in der Schule zwischen Technik und MUM* entscheiden und habe MUM gewählt. Heute würde ich sagen: Hätte ich nur besser Technik gewählt! Aber damals wusste ich einfach nicht, was dahintersteht.

Siehst du dich selbst als Role Model? Rührst du in deinem Umfeld die Werbetrommel für Positionen in klassischen Männerdomänen?

Luisa Seefried: Ich ermuntere gerne Menschen, solchen Berufen und Herausforderungen allgemein eine Chance zu geben. Dabei ist es völlig egal, ob du Frau oder Mann bist oder ob du vielleicht einen ganz anderen Werdegang hast. Wenn dich Technik interessiert, dann probiere es einfach aus. Für mich war die Bewerbung als TPL einfach die richtige Entscheidung.

Wenn Du in nur einem Satz jemanden für Deinen Job begeistern müsstest, was würdest Du sagen?

Luisa Seefried: Wenn jemand im Job Herausforderungen und Abenteuer liebt, und wenn jemand sein Wissen stetig erweitern will, dann ist die Technische Projektleitung der richtige Job, denn in diesem Beruf gibt es nie Stillstand!

Ein schönes Abschlussplädoyer. Vielen Dank, Luisa!

*MUM steht für Mensch und Umwelt – das Nachfolgefach von Hauswirtschaft.

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